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Unser Roggenprojekt Privat

Vor zwei Jahren begannen wir in unserem Permakultur-Hausgarten in Lustenau ein Roggenbeet mit ungefähr 10 m2 Fläche anzupflanzen.

Ich wollte schon immer Getreide anbauen, da es sehr gut in die Fruchtfolge unseres Gemüsegartens passt und mir, als „Getreideländlerin“ aus dem Weinviertel hier im Lustenauer „Kuhland“ einfach fehlt.

Hier steht die Geschichte unseres Roggenanbaus und seiner Weiterverarbeitung.

Zunächst habe ich mit Gerste experimentiert, Gerstensuppe ist ja etwas Leckeres. Wir hatten extra Nacktgerste angesät, damit das Schälen wegfällt. Die Gerste viel leider um und ein Teil der Ähren hatte auch einen Pilz. Das Dreschen des wunderschönen Getreides gestaltete sich als sehr schwierig: Die Samenkörner wollten irgendwie überhaupt nicht aus den Ähren fallen. Vielleicht hatten wir sie zu früh geerntet? Nicht einmal des Bauern Pferde waren daran interessiert und das Getreide endete dann nur als Einstreu für den Stall.

Vom Roggenkorn zum Roggenkorn

Natürlich hatten wir schon viel davon gehört, dass Roggen recht einfach zu kultivieren sei. Eine Bekannte von uns zieht Winterroggen in Töpfchen vor und erntet mit großem Erfolg. So wagten wir uns dann im Sommer 2017 an das Projekt. Winterroggen von Dreschflegel wurde ebenfalls in Töpfchen in Horsten zu je 10 Korn vorgezogen und im September auf das abgeerntete Erbsenbeet gepflanzt. Auf eines unserer Beete passen ca. 50 Horste in drei versetzten Reihen. Das Gras wuchs sofort gut an. Eigentlich wäre der Plan gewesen im Frühjahr noch Feldblumen, wie Klatschmohn, Kornblume und Kamille, dazwischen zu säen, aber die haben es unter dem extrem raschwüchsigen Getreide nicht mehr geschafft.

Im Mai stand der Roggen zwei Meter hoch und blühte zwei Wochen lang. Als er in die Samenreife ging, habe ich ihn mit einem langen Band zusammengebunden, damit er nicht umfällt. So hat er auch Sturm und Gewitter getrotzt, konnte immer gut abtrocknen und blieb Pilz frei. Am 10. Juli war er bereits erntereif, was sich sehr einfach feststellen ließ: Die Ähren waren komplett gelb und die Körner vielen nicht sofort, aber beim festen Schütteln schon heraus. Nachdem die Halme so lang gewachsen wahren, schnitten wir die Ähren mit ca. 50 cm Halm einfach mit der Schere. Den Rest mähte ich dann mit der Sense.

Die Ähren trockneten in großen Bündeln am Deckenbalken in unserem Schopf aufgehängt bis heuer im Februar. Das Stroh zerkleinerten wir mit unserem Häcksler und verwendeten es als Einstreu für den Entenstall. Da es recht piekste, haben wir es mit gekauftem, weicherem Stroh vermischt. Eine unserer Enten ist da eine kleine Diva ;).

Circa drei Wochen nach der Ernte säte ich erneut, nun unsere eigenen Roggensamen, in Töpfchen aus und pflanzte die Horste dann im September wieder auf das abgeerntete Erbsenbeet. Die Samen brauchen mindestens 14 Tage Keimruhe bevor man sie ansäen kann. Das Beete mulchte ich nach der Pflanzung im September mit abgeblühtem Klatschmohn, was wunderbar funktioniert hat. Nächstes Jahr möchte ich gleich im September auch noch andere Blumensamen unter den Klatschmohnmulch mischen.

Vom Korn zum Mehl

Weil wir alle unseren Roggen so toll fanden, durfte ich auch einmal in der Spielgruppe, in die unser Jüngster geht, das Getreide vorstellen: Ich brachte das zwei Meter lange Stroh mit und Ähren für jedes Kind aus dem sie die Körner heraus holen konnten. Anschließend versuchten wir die Roggenkörner in alten Kaffeemühlen zu mahlen. Heraus kamen eher Roggenflocken. Diese arbeiteten wir dann trotzdem in den mitgebrachten Brotteig ein. Und dann gab’s in der Spielgruppe zwei Tage lang eigenes Jausenbrot.

Eines sonnigen, trockenen Februartages nahmen wir den verbliebenen Roggen auf die Terrasse, steckten ihn in Kissenbezüge mit Zippverschluss (!) und ließen die Kinder eine Weile mit verschiedenen Fahrzeugen drüber fahren. So hatten wir das in Afrika gesehen: da fuhr einfach der Bauer mit dem Traktor über die Bohnen... Danach schlugen wir mit Besen noch eine kurze Weile auf die Kissen, so war dann ein Großteil der Körner aus den Ähren gefallen. Dünklere Ähren oder welche mit kleinen Körnern sortierten wir vorher aus, um sicher zu gehen, dass wir keine mit Pilzbefall dabei hatten. Bei einer so kleinen Menge ist das noch machbar. Die Kinder holten dann noch einige hartnäckige Körner mit den Fingern heraus . Die leeren und nicht ganz leeren Ähren gaben wir zur Einstreu in den Entenstall für den kleinen Hunger in der Nacht ;).

Nun kam der für mich schwierigste Schritt: Wie sollten wir die Spreu vom Roggen trennen? Man hat das ja schon gesehen, wie da Frauen Siebe mit Saatgut oder Körnern gekonnt schupfen und der Wind die Spreu davon bläst. Naja, so ein geeignetes Sieb hatten wir leider nicht und mit den verschiedenen anderen flachen Tellern und Gefäßen wollte es auch nicht so recht funktionieren. Eines Tages sah eine türkische Bekannte den Roggen in Schüsseln herum stehen und wir kamen ins Gespräch und schließlich zeigte sie mir, wie ihre Mutter das immer gemacht hat. Sehr einfach eigentlich, wenn man es weiß J: Ein großes Tuch am Boden ausbreiten, eine Handvoll Körner in nehmen und von 1,5 m Höhe auf das Tuch rieseln lassen. Auf dem Weg nach unten bläst der Wind die ganze Spreu gemütlich weg. Die unten angekommenen Roggenkörner sind sauberer als die Gekauften.

So konnten wir dann schlussendlich drei Kilogramm Roggenmehl mahlen, welches wir zum Brotbacken verwenden.

 

 

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